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1979: Colouring the Leaves1979: Colouring the Leaves

1979 Martin Kolbe & Ralf Illenberger: Colouring the Leaves

© ℗ 1979 LP Mood Records 23.700

Free Man in 't Harde / Walzer / Groove / Genève / Veits Tanz / Emotions / Ball in Play / Es wetterleuchtet / Colouring the Leaves

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Nach dem zwar äußerst erfolgreichen, aber auch sehr anstrengenden ersten Jahr mit Ralf fiel ich in einen Zustand, den ich bis dahin nicht kannte. Heute würde man vielleicht Burnout oder Erschöpfungsdepression dazu sagen. Der Winter schien mir noch grauer und kälter zu sein als sonst, geradezu hoffnungslos; ich fühlte mich leer und verzweifelt, von Zukunftsängsten geplagt. Dass wir die ersten Aufnahmesessions für die nächste Platte zunächst ergebnislos abbrechen mussten, war auch nicht gerade förderlich für meine Stimmung. Erst im Frühjahr 1979 wurde alles wieder leichter und erträglicher, dann gelangen auch die Aufnahmen und wir spielten die A-Seite von „Colouring the Leaves“ ein, mit noch ausgefeilterer Spiel- und Aufnahmetechnik als bei der ersten LP. Das letzte Stück dieser Sessions war „Veits Tanz“, ein Wortspiel um den Vornamen unseres Konzertagenten Veit, dem wir dieses Stück gewidmet hatten – aber auch ein merkwürdiges Omen für das, was sich bald ereignen sollte.


Aus heiterem Himmel geschahen ziemlich ungewöhnliche Dinge mit mir: Ich brauchte kaum noch Schlaf, meine sonstige Wortkargheit wich einem unaufhörlichen Redeschwall, der mit abenteuerlichsten Ideen und Plänen mein Umfeld überraschte und erstaunte. Die endgültige Erleuchtung schien greifbar nahe und ich glaubte die Weltformel schon in der Tasche zu haben, als die anfängliche Euphorie in eine ausgewachsene Psychose mit stark paranoiden Anteilen umschlug. Das war nun überhaupt nicht mehr angenehm und führte dazu, dass ich in der psychiatrischen Klinik der Universität Tübingen mehr oder weniger unsanft wieder auf den Boden der Tatsachen gestellt wurde. Die Diagnose lautete dann „Adoleszenzkrise“, womit ich nicht viel anfangen konnte.


Die Monate nach der Klinik waren schlimm. Ich hätte mich am liebsten verkrochen und vor der Welt versteckt, doch es musste ja irgendwie weitergehen. Konzerte, einen Auftritt im WDR-“Rockpalast“ und die Arbeit als Studiomusiker bei Hannes Wader empfand ich als ziemlich qualvoll und ich fühlte mich dauernd unfähig und überflüssig. Dass ich damals in einer tiefen Depression steckte, wusste ich nicht und es wurde auch nicht erkannt. Mit meinem heutigen Wissen ist es mir ein Rätsel, wie ich damals überhaupt noch funktionieren konnte und erstaunlicherweise sieht bzw. hört man es mir in dem TV-Mitschnitt und auf den Platten nicht an. Auch konnten wir unsere zweite LP nun fertigstellen, erneut eine Angelegenheit voller Selbstzweifel und inneren Unkenrufen, doch irgendwie gelang es doch und wurde sogar gut; anders als die erste Veröffentlichung, gereifter und eine eindeutige Weiterentwicklung. Wolfgang Dauner und Eberhard Weber spielten diesmal bei zwei Kompositionen eine größere Rolle als bei der „Waves“, beim Titelstück sangen wir einen Text unseres Freundes und Kollegen Mike Silver.


Colouring the Leaves“ verkaufte sich zwar etwas weniger gut als die erste LP, wurde jedoch von den Medien mehr wahrgenommen und rezensiert.