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Nach der Trennung von Ralf nahm ich mir viel Zeit, um in aller Ruhe ein neues musikalisches Konzept zu entwickeln. Ich lebte als Hausmann in der Schweiz (meine Ex-Frau ist Schweizerin und konnte dort mit ihrem Beruf unsere Familie ernähren) und genoss es, dem Tourneestress vorübergehend nicht mehr ausgesetzt zu sein. Erst nach und nach kristallisierte sich eine neue Richtung heraus, in die ich gehen wollte. Auf keinen Fall sollte es wieder reine Gitarrenmusik und schon gar kein Gitarrenduo sein; das hatte ich wirklich ausgereizt und interessierte mich im Moment nicht mehr. Und ich wollte auch nicht in irgend einer Form in Konkurrenz zu Ralf treten, der mit seinem neuen Projekt "Circle" auf Anhieb sehr erfolgreich war.


Ich stürzte mich in die MIDI-Welt (MIDI = Musical Instrument Digital Interface, mit dem man Synthesizer und elektronische Tonerzeuger aller Art per Computer ansteuern kann). Endlich hatte ich die lang vermissten stehenden Töne zur Verfügung, etwa Streicher-, Bläser- oder Keyboardsounds. Am späten Abend, wenn die häuslichen Arbeiten erledigt und die Kinder im Bett waren, ließ ich mich in meine eigene Welt fallen und badete förmlich in all den Klängen, die ich nun verwenden konnte. Zunächst dachte ich daran, ein Bandprojekt zu verwirklichen, mit dem die Songs gespielt werden sollten, die ich über meine Erfahrungen in und mit der Psychiatrie geschrieben hatte (diese sollten erst viel später auf der CD „Songs from the Inside“ veröffentlicht werden).


Eines Abends spielte ich wie üblich mit Klängen und Möglichkeiten (mein kreativer Idealzustand ist, mit Tönen zu spielen wie ein Kind, das sich mit Bauklötzchen beschäftigt). Wie aus dem Nichts entstand ein Instrumentalstück, welches ein Streichorchester, Drums, Bass, Tablas, E- und Akustik-Gitarren sowie Piano zu etwas verblüffenden Neuen vereinigte: „Sound Man“ (hier übersetzt sich „sound“ für mich nicht mit „Klang“, sondern mit „gesund“ - so fühlte ich mich auch zu jener Zeit: einfach gesund).


Die Richtung war gefunden und nun arbeitete ich zielstrebig darauf hin. Nicht nur eine, sondern zwei Firmen interessierten sich dafür und nach einer entsetzlichen Zeit des Verhandelns (für mich einer der unangenehmsten Aspekte des Musikbusiness') erschien „White Light“ bei der US-Firma Narada, die sich vor allem auf New-Age-Musik und „Adult Contemporary Music“ spezialisiert hatte, was immer diese Worthülsen auch bedeuten sollen. In keine dieser Kategorien passte ich so richtig hinein und ich hätte mich darin auch nicht wohlgefühlt. Dies und andere Gründe waren wohl die Ursache, weshalb dieser CD keine große Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Schade eigentlich; ich halte sie an sich für ziemlich gelungen. Das größte Manko für den deutschen „Markt“ (ich hasse dieses Wort) war wohl, dass man fast keine Gitarren auf dieser CD hört und zumindest im deutschen Sprachraum wird mein Name wohl für immer mit akustischer Gitarre assoziiert sein.