Home
1974: Last Lust of Billy the Kid1974: Last Lust of Billy the Kid

1974 Martin Kolbe: Last Lust of Billy the Kid

© ℗ 1974 LP PS Production PSP 001



I'm not Easy in my Mind / Mrs Robinson / Last Lust of Billy the Kid / Alberta / Railroad / Can't Stand You / Fantastix Elastix / Freight Train / Corrinna, Corrinna / See You at the Pool

HomeMusikDiscobiographie1974: Last Lust of Billy the Kid




Als ich 17 Jahre alt war, hatte ich mir autodidaktisch die Fingerpicking-Technik beigebracht. Am meisten konnte ich hierbei aus den Platten von Werner Lämmerhirt, Hannes Wader und John Fahey lernen. Der Besuch eines Hannes-Wader-Konzerts im Jahr zuvor war die Initialzündung – ich wollte unbedingt auch so spielen können! Mit der Zeit verlor ich das Interesse am reinen Nachspielen und begann, diese Technik für eigene Kompositionen, Songs und Neuinterpretationen bekannter Stücke einzusetzen.


Ein Freund kam auf die recht verwegene Idee, davon eine Platte zu produzieren und setzte diesen Plan auch tatsächlich um. Er trommelte Geldgeber und Förderer zusammen und wir nahmen bei ihm zuhause mit semi-professionellen Geräten auf, teilweise sang und spielte ich im Badezimmer, der besseren Akustik wegen. Peter – so hieß der rührige Mensch – organisierte Grafik, Pressung und GEMA-Anmeldung, die Platte erschien also tatsächlich.


Mit heutigen Maßstäben gemessen klingt diese LP ziemlich schrecklich und ich bin froh, dass die kleine Auflage von 500 Stück schon lange verkauft ist. Sie ist bei weitem nicht fehlerlos eingespielt und zeichnet sich durch einen bemerkenswert blechernen Sound aus, doch die Lust am Spielen und eine spätpubertäre Energie dringt aus jeder Rille.


Das fand offenbar der (damals noch existente) Süddeutsche Rundfunk interessant und spielte einen Titel täglich, eine Instrumentalversion des Simon & Garfunkel-Klassikers „Mrs Robinson“. Ich wurde ins Radiostudio eingeladen und wenig später auch ins Regionalfernsehen, dadurch entstand Nachfrage nach Konzerten, die ich an den Wochenenden gab – so gut es eben ging neben der Schule.


Unversehens und ohne großen Plan steckte ich den Anfängen einer musikalischen Karriere und konnte es oft selbst nicht fassen, was da mit mir geschah. Musiker zu sein war bis dahin nur ein Traum für mich gewesen, der mir so unrealistisch erschien, dass ich nicht daran gedacht hätte, ihn verwirklichen zu wollen. Nun passierte alles wie von selbst.